Salat bei Berasategui

Warmer Salat im Drei Sterne Restaurant Berasategui

San Sebastián - eine unbekannte Größe

Wer fährt schon nach San Sebastian im spanischen Teil der Cote Basque, um hier Urlaub zu machen? Hinz und Kunz sicherlich nicht und das hat ganz konkrete Gründe:
Erstens, San Sebastian (baskisch Donostia) ist so gut wie nicht im Pauschalreiseprogramm der großen Reiseveranstalter zu finden, was uns zu Punkt zwei führt. Die größte Stadt der Cote Basque hat zwar zahlreiche Hotels, aber die sind traditionell im Sommerhalbjahr ausgebucht, freie Kontingente beispielsweise für deutsche Reiseunternehmen gibt es kaum und für Hotelneubauten fehlt der Platz.
Drittens, der typische Pauschaltourist möchte ans Mittelmeer und sucht Sonne pur. Damit kann die Stadt nicht dienen.

 


Es kann selbst in den Sommermonaten Juni, Juli, August und September regnen, im Durchschnitt sechs bis acht Regentage pro Monat, was ja nicht allzu viel ist. Wobei es, wie fast überall am Meer, häufig vorkommt, dass tagsüber schönstes Badewetter herrscht und abends ein Gewitter die Luft reinigt.
Selbst viele Spanienfans kennen zwar sämtliche bedeutende Städte südlich der Pyrenäen und haben meist schon mehrere Reisen nach Madrid, Barcelona, Valencia, Alicante, Málaga, Granada, Sevilla oder Cádiz unternommen, aber der Norden Spaniens ist ihnen meist unbekannt. Dabei sind Städte wie Bilbao, Santander, Oviedo, Gijón und Santiago de Compostela durchaus sehenswert, wobei Santiago de Compostela als Ziel des Jakobswegs und Bilbao mit seinem Museum Guggenheim in den letzten Jahren einem breiterem Publikum bekannt geworden sind.
San Sebastián

Blick vom Strand auf die Altstadt von San Sebastián

Aber zurück zu San Sebastian, auch hier vollzieht sich ein Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung.

Kulinarisches

Der Grund: Das steigende Interesse an kulinarischen Themen. Da kann San Sebastian punkten und das richtig. Es ist die Stadt mit der höchsten Anzahl an Michelin-Sterneköchen weltweit. Und das hat einen Grund, ein Grund, der weit in die Vergangenheit weist.
Ab dem 16. Jahrhundert waren viele Männer der Stadt Fischer, die vor der amerikanischen Küste, genauer gesagt auf den Neufundland den großen Kabeljaus nachstellten und das sehr erfolgreich. Erfolgreich waren sie auch im Täuschen der Kollegen aus anderen europäischen Ländern.
Die Konkurrenz rätselte, wo die Basken ihre guten Fänge machten, aber alle Versuche ihnen zu folgen, konnten die gewieften Fischer verhindert.
Wie auch immer, viele Fischer der Cote Basque, also auch aus San Sebastian, blieben monatelang auf See und mussten selber den Kochlöffel schwingen.
Altstadt - San Sebastián

Altstadt von San Sebastián

Irgendwie schien ihnen das einen gewissen Spaß gemacht zu machen, sie entwickelten an Bord neue Rezepte, die sie zurück an Land ihren Freunden und Verwandten vorführten. Sicherlich sehr sinnvoll, wenn man bei einer Wiedersehensfeier als Grundlage was Anständiges zu Essen bekommt. Dieser Brauch führte ab dem 19. Jahrhundert zur Gründung diverser Männerkochklubs.
Heutzutage gehört es zum guten Ton in San Sebastian mindestens einem Club anzugehören und aktiv für seine Freunde zu kochen: Und, Freunde können sehr kritisch sein.
Kurz gesagt, viele Basken besitzen gut geschulte Geschmacksnerven, die zudem auch offen für Neues und Kreatives sind.
Und wenn die Basken Essen gehen, und die Küchenbrigade ihr Handwerk nicht versteht, dann kann der Chef sein Restaurant gleich ganz zumachen.
Pitxosbar in San Sebastián

Typische Pitxosbar in San Sebastián

Zusammengefasst: Viele Einwohner von San Sebastian kochen gerne und gut, haben geschulte Geschmacksnerven, lieben es Essen zu gehen und sind zudem auch bereit für gutes Essen einen angemessenen Preis zu bezahlen.

Pintxos, Pinchos und Txakoli

Aber in San Sebastian sind nicht nur die Restaurants Spitze, auch ganz "normale" Lokale, Bars und Kneipen bieten im Rahmen ihrer Möglichkeiten viel. In ganz normalen Kneipen beschränkt man sich auf normale Tapas, im Baskenland Pintxos (spanisch Pincho) genannt. Also beispielsweise Baguettescheiben mit Käse, Wurst, Schinken, Tomate oder Sardellen belegt, aber deutlich häufiger finden sich leckere Kreationen, die in der Vielfalt nirgendwo anders zu finden, auch nicht in der baskischen Metropole Bilbao.
Shoppen in San Sebastián

Einkaufsstraße in in San Sebastián

Hierbei sind selbst in eher schlichten Lokalen Stockfisch, Jakobsmuscheln, Gänseleber, Roastbeef, Entenbrust, Austern und viele andere Delikatessen zu finden, und dies zu angemessenen und erstaunlich moderaten Preisen. Dazu kann man Bier oder Sidra trinken, sich einen Cocktail mixen lassen, Weißen oder Roten Rioja bestellen oder die baskische Spezialität Txakoli wählen.
Txakoli ist ein leichter Weißwein, der jung getrunken wird, und der aus größerer Höhe in kleinen Mengen plätschernd in ein Glas gegossen wird. Es ist Brauch, das der Gast das Glas dann sofort austrinkt, denn im Txakoli sollte der Sauerstoff nicht entweichen, damit er optimal schmeckt. Aber keine Angst, jeder bekommt gerne nochmals eingeschenkt.

Geschichte

San Sebastian ist eine alte Stadt, wie alt sie genau ist und wann erstmals Menschen hier lebten, das lässt sich nicht genau sagen: Schriftliche Unterlegen für eine Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Stadt existieren erst ab dem 11. Jahrhundert.
Windkämme von Eduardo Chillida

Die Windkämme von Eduardo Chillida

Aber es würde doch wundern, wenn nicht bereits in der Steinzeit unsere Vorfahren an der günstig gelegenen Bucht jagten, fischten und Muscheln und andere Meeresfrüchte sammelten. Auch die Iberer, Kelten, Römer und Goten dürfte die günstig gelegene Region nicht unbekannt gewesen sein. Aber wie gesagt, es waren die Basken, die San Sebastian gründeten, und weil es ihnen so gut gefiel, sind sie für immer geblieben. Auch wenn mal zwischenzeitlich Armeen anderer Völker, zum Beispiel die Franzosen, die Stadt besetzten.

Urlaub in San Sebastian

Vor 130 Jahren wurde in anderem Sinne von der Stadt Besitz ergriffen, Erzherzogin Maria Christina Désirée Henriette Felicitas Rainiera von Habsburg-Lothringen VA wählte die Stadt zu ihrer Sommerresidenz, was sich auf den Tourismus sehr positiv auswirkte. Vor allem, weil sie jedes Jahr wiederkam und in ihrem Gefolge auch andere gekrönte Häupter sich hier blicken ließen.
San Sebastián - Blick ins Hinterland

San Sebastián - Blick ins Hinterland

Aber auch Normalsterbliche, Klerus, Kaufleute und Künstler, wollten sich im Glanz der edlen Gesellschaft sonnen, um verbrachten ihren Urlaub vermehrt in der Stadt.
Seither ist Urlaub in San Sebastian auf der Iberischen Halbinsel, aber auch bei Spanienkennern aus der ganzen Welt ein Begriff.

Was macht eigentlich den Reiz genau aus?

Es ist auf der einen Seite die Lage der Stadt in der weiten Bucht, einer Lage, die ein wenig an Rio de Janeiro erinnert. Und, es ist der weite, breite und feine Sandstrand. Außerdem sind es die zwei Berge Monte Igueldo und des Monte Urgull rechts und links der Bucht La Concha (die Muschel), die zu Ausflügen animieren und von wo man einen herrlichen Blick über die Stadt hat und es ist die unmittelbare Nähe zu den Geschäften, Bars und Restaurants der Altstadt. Hinzu kommt die gewachsene Bausubstanz, und Skulpturen wie Peine del Viento (Windkamm) von Eduardo Chillida, die Besucher anlocken und Urlaub in San Sebastian so angenehm machen.